Kapverdische Inseln Perlen im Atlantik
Sail2003
Unser Törn war
wirklich sehr beeindruckend. Durch
Andre haben wir viele Menschen kennengelernt und einiges über
ihre Kultur und Lebensweise erfahren. Andre kam aus der Schweiz und
segelt schon einige Jahre um die Inseln, er ist fast den ganzen Winter
dort und hat daher viele Freunde. Das ermöglichte uns das Land
und seine Menschen wirklich gut kennenzulernen.
Am Anfang mußten wir uns schon etwas aneinander
gewöhnen, wir waren ja nur zu dritt.
Unser Wunsch war, nicht möglichst viele Meilen abzusegeln und
da wir auch die Inseln an sich kennenlernen wollten, einigte man sich
und überlegte eine verkürzte Route. So haben wir nur
4 von 10 Inseln besucht, die dafür aber um so intensiver.
Jeder hatte so auch mehr Zeit für sich. Arndt wäre
zunächst gerne ein bißchen mehr gesegelt, aber die
nächsten beiden Inseln wären dann 16-20 Segelstunden
entfernt gewesen, und da ich doch 2-3 x gekotzt habe, hat er sich das
ziemlich schnell abgeschminkt. Aber auch wenn ich zwischendurch mal
mein Frühstück den Fischen gefüttert habe,
ging es mir anschließend gleich wieder gut. Es ist schon sehr
viel Wind dort unten, die Atlantikwellen sind auch nicht
ohne. Eine erfahrene Schweizer Segelcrew, die zeitgleich mit
uns gechartert hatte, sind auf die südlichen Inseln gesegelt,
zurück kamen die 4 Männer alleine, die Frauen sind
zurück geflogen!
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So
war die erste Woche von unserem Urlaub noch ein bißchen
anstrengend (auch weil wir unseren heimischen Streß noch
nicht bewältigt hatten), die Erholung kam dann in der zweiten
Woche.
So viel wie in diesem Urlaub haben wir , glaube ich, noch nie
geschlafen. Nachts 10 Stunden geschlafen und tags 8 Stunden
gedöst. Die Schaukelei macht einen herrlich müde.Es
gibt dort noch kaum Infrastruktur für Segler, zum Beispiel
kann man nirgendwo an Land festmachen, d. h. wir waren immer
auf´s Dinghi angewiesen und damit voneinander
abhängig. Und an Land brauchten wir meist eine Dinghi-Wache,
damit es auch noch da war, wenn wir zurückkamen. Andre hatte
an jedem Ort seine Boys, die z.Teil schon entgegengepaddelt kamen, wenn
sie ihn erkannt hatten. Sie erledigten kleine Dienstleistungen
für ihn und für uns, wie auf`s Dinghi aufpassen oder
Müll wegbringen und erhielten dafür ein Trinkgeld.
Deswegen waren immer Helfer zur Stelle. Andre sah das als seine Art
Entwicklungshilfe, auf die Weise verhalf er ihnen zu einem Job. |
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Es gibt sehr viele Kinder
dort, die oft auch bei den
Großeltern aufwachsen, da die Eltern im Ausland arbeiten. Auf
den Inseln gibt es kaum Arbeit. Die Männer, die vor den
Hütten rum sitzen, sehen nicht so glücklich aus. Die
Kinder strahlen immer und wenn sie einen Foto sehen posieren sie sofort
und freuen sich , wenn sie fotografiert werden. Bisher noch ohne
anschließend die Hand dafür aufzuhalten. In Mindelo,
der einzigen Stadt auf den nördlichen Inseln (ist dort
überhaupt die bedeutendste Handels und H afenstadt)
betteln
schon einige Kinder und verarmte Erwachsene. Den Kindern
nichts zu
geben fällt manchmal schon schwer, aber man darf es einfach
nicht tun , um das Betteln nicht noch weiter zu
fördern. Hier begegnet man schon gelegentlich mal Touristen,
es gibt auch drei gute Hotels, auf den anderen Inseln sind
Weiße eher selten und dementsprechend wurden wir in
2-3 Dörfern auch angeschaut. Wir waren bei einer Familie in
einem Fischerdorf in der Hütte, die aus einem kleinen
fensterlosen Raum bestand mit drei Stühlen, einer kleinen
Kommode , einem Tischchen und einem Regal mit Fernseher,
Video und CD-Player. Ob sie auch mehr als eine CD hatten, sah man
nicht, eine Videokassette lag dort. Allerdings wird abends der Strom
abgeschaltet, wenn es überhaupt welchen gibt. Die
Geräte sind Geschenke der Verwandten aus Europa und Amerika.
Fraglich ist nur, was sie den Menschen auf dem Lande nutzen.
Sie haben kaum Trinkwasser, das Land verödet und versalzt
immer mehr, sie haben kaum Landwirtschaft, es regnet 3-5 Tage im
November, wenn überhaupt, sie laufen oft barfuß,
weil sie sich Schuhe einfach nicht leisten können. Wer gut
verdient oder gut verdienende Verwandte hat, trägt richtige
Schuhe, wer einen Job hat trägt Badelatschen, die anderen
gehen barfuß. Wir hätten gute Gelegenheiten gehabt
unsere kürzlich aussortierten Sommerkleider gut
unterzubringen. Trotzdem sind alle sehr freundlich
und hilfsbereit und grüßen uns Touristen
auch im Vorbeigehen |
Wie
gesagt, es gibt kaum Landwirtschaft, da es quasi nie regnet.
Lediglich an den Westhängen der Berge wird teilweise etwas
Zuckerrohr für Grogue, Mais ,Kaffee und Gemüse
angebaut. Hier hängen die Passatwolken und die kondensierende
Feuchtigkeit macht die Vulkanhänge fruchtbar. Wir
haben eine Wanderung durch einen Vulkankrater gemacht, und
wenn man
nach den trockenen roten Bergen über den Kamm in das
grüne Tal schaut, glaubt man tatsächlich, man sei im
Garten Eden. Aber diese Terrassenfelder sind furchtbar klein und die
Erträge reichen bei weitem nicht zur Selbstversorgung. Die
Menschen leben in erster Linie von Entwicklungshil fe,
überall
in den Lädchen stehen Bohnen, Mais und Getreidesäcke
aus den USA. Fast alles ist importiert und dementsprechend teuer. Das
Einzige, was es dort im Überfluß gibt, ist
Fisch.Wir haben trotzdem nur einen kleinen Thunfisch
gefangen, aber wir haben oft den kleinen Fischern einen Fisch direkt
vom Boot abgekauft. Gegessen haben wir ziemlich gut. Auch wenn wir
Essen gegangen sind. Für unsere Verhältnisse
war es
günstig und viel. So ab und an haben wir
schon mal überlegt, wie sich andere fühlen, wenn sie
sehen, wie wir an einem Abend die Tagesration einer ganzen Familie
essen. Dicke Menschen gibt es dort nicht. Wir haben
öfter Menschen fotografiert und manchmal hatten wir Bedenken,
ob wir damit ihre Armut zur Schau stellen würden, aber im
Gegenteil, sie waren sehr stolz über unser Interesse an ihrem
Land und ihrer Kultur. Und der Schuhputzer hat immerhin einen Job und
da ist nichts abwertendes daran wie in den
Industriestaaten. Und wer es
sich leisten kann , läßt sich die Schuhe putzen um
anderen auch zu einem Einkommen zu verhelfen.
Am letzten Abend haben wir noch ein Konzert von einheimischen
Musikern besucht. Das war klasse und rundete unseren Urlaub noch
richtig ab. Alles in allem hat uns unser Urlaub sehr gut gefallen und
genug Urlaubsbräune haben wir uns auch mitgebracht! |
Heike Redmann
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Sail200X ist eine Idee
von Arndt Redmann Am Sportfeld 8 61231 Bad Nauheim
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